Die Impfungstrategien für Hunde Unterlagen seit Beginn der 2000er Jahre einem grundlegenden Wandel. Ausgangspunkt ist, dass für die meisten Krankheiten der Impfschutz länger als ein Jahr anhält, eine jährliche Auffrischung für alle Komponenten also nicht zwingend notwendig ist.
Ab dem dritten Lebensjahr wird der Impfschutz durch eine Auffrischungsimpfung aufrecht erhalten. Obwohl der Tollwut-Impfstoff ab der Grundimmunisierung nur alle drei Jahre geimpft werden muss, können nationale Einreisebestimmungen von Nicht-EU-Ländern eine jährliche Impfung vorschreiben. Möchten Sie mit dem Hund in ein solches Land reisen, informieren Sie sich bitte vorher bei der zuständigen Botschaft.
Tollwut ist eine stets tödlich verlaufende Viruserkrankung, die auch für den Menschen und andere Tiere tödlich ist. Die Impfung gegen Tollwut ist deshalb ein Muss. Die Viren werden über den Speichel ausgeschieden und gelangen über Wunden (Biss), aber auch kleinste, fast unsichtbare Hautverletzungen in ihr Opfer.
Erkrankte Hunde können dabei besonders aggressiv und bissig werden, sind übererregt, zeigen einen gesteigerten Geschlechtstrieb und bellen unmotiviert („rasende Wut“). Später stellen sich Lähmungen ein, die zu heiserem Bellen, Schluckstörungen (starkes Speicheln, Schaum vor dem Maul) und Heraushängen der Zunge führen. Infolge einer Lähmung der Hinterbeine kommt es zum Festliegen. Die Phase der „rasenden Wut“ kann auch fehlen und die Tollwut kann gleich mit den Lähmungserscheinungen beginnen („stille Wut“). Es kommen auch untypische Verläufe vor, die zunächst einer Magen-Darm-Kanal-Entzündung gleichen.
Eine in den EU-Heimtierausweis eingetragene gültige Tollwutimpfung ist für alle Reisen in das Ausland und die Wiedereinreise nach Deutschland vorgeschrieben. Werden Sie beim Grenzübertritt ohne diese dokumentierte Impfung „erwischt“, wird die Einreise verweigert oder eine mehrmonatige (und teure) Zwangsquarantäne angeordnet. Deutschland und weite Teile der EU gelten derzeit als tollwutfrei. Es gibt dennoch immer wieder Einzelfälle durch importierte Hunde sowie durch Fledermäuse. Das Fledermaus-Tollwutvirus ist mit dem klassischen Tollwutvirus eng verwandt und ebenfalls auf Hunde übertragbar. Es ist in Deutschland nach wie vor verbreitet, aber die Impfung gegen das klassische Tollwutvirus schützt auch vor dem Fledermaus-Tollwutvirus.
Die Staupe ist eine Viruserkrankung der Hundeartigen, Marder und Kleinbären, für den Menschen ist sie ungefährlich. Besonders gefährdet sind Junghunde. 2012 wurde das Staupevirus im Hallenser Raum bei einigen verendeten Füchsen nachgewiesen, die damit eine potentielle Ansteckungsquelle darstellen. Übertragen wird die Krankheit durch Aufnahme von Viren über den Mund oder die Nase.
Das klinische Bild der Staupe ist sehr unterschiedlich. Sie beginnt mit hohem Fieber und Abgeschlagenheit sowie meist mit Durchfall und heftigem Erbrechen. Bildet das Tier nicht ausreichend Antikörper können auch Husten, Schnupfen, Atemnot und Bindehautentzündung auftreten.
Gefürchtet ist die zentralnervöse Form, die meist tödlich endet und sich im Anschluss an die akute Infektion anschließen kann. Sie äußert sich in Sehstörungen bis zu Blindheit, Gangstörungen und Lähmungen, Kopfschiefhaltung, Muskelzittern und epilepsieartigen Anfällen.
Bei schwerem Verlauf kommt es auch zu übermäßigen Verhornungen der Pfotenballen und des Nasenspiegels.
Übersteht ein Welpe die Erkrankung sind meist bleibende Zahnschmelzdefekte die Folge („Staupegebiss“).
Die HCC (Hepatitis contagiosa canis, „Ansteckende Leberentzündung der Hunde“) ist eine virusbedingte Lebererkrankung der Hunde. Durch die konsequente Impfung ist sie sehr selten geworden. Für den Menschen oder andere Tiere ist sie ungefährlich. Die Infektion erfolgt durch Kontakt mit Ausscheidungen von erkrankten Tieren, kann aber auch bereits im Mutterleib erfolgen.
Das klinische Bild ist sehr variabel. Die Erkankung kann binnen weniger Stunden mit heftigem Fieber, Abgeschlagenheit, Blutungen und Durchfall tödlich verlaufen. Bei etwas schwächerem Verlauf zeigen sich Fieber, Abgeschlagenheit, Vergrößerung der Mandeln und Lymphknoten und im weiteren Verlauf entstehen unheilbare Leber- und Nierenschäden. Schließlich können auch milde Verläufe mit Hornhauttrübungen oder solche ohne deutliche klinische Erscheinungen auftreten.
Die Impfung gegen HCC schützt gleichzeitig auch gegen die Viruskomponente (CAV-2) des Zwingerhustens, so dass diese Erkrankung deutlich milder verläuft.
Die Parvovirose ist eine Viruserkrankung und besonders für Welpen und alte Hunde gefährlich. Der Mensch oder andere Tiere sind für das Virus nicht empfänglich. Die Infektion erfolgt durch Aufnahme virushaltigen Materials über Mund und Nase. Das Virus ist gegenüber vielen Desinfektionsmitteln unempfindlich und in der Umgebung bis zu 6 Monate infektiös.
Die Erkrankung zeigt sich in Fieber, Abgeschlagenheit und meist blutigem Durchfall. Die Erkrankung kann binnen 48 Stunden tödlich enden, bei Welpen infolge einer Hermuskelschädigung sogar ohne dass vorher überhauüt Symptome aufgetreten sind. Bei der Blutuntersuchung lässt sich eine Abnahme der als Abwehrzellen wichtigen weißen Blutkörperchen nachweisen.
Die Leptospirose (Hundetyphus, Stuttgarter Hundeseuche) ist eine bakterielle Erkrankung, die auch für den Menschen und andere Tiere gefährlich ist. Der in unserer Praxis eigesetzte neue Impfstoff schützt nicht nur gegen die klassischen Hundeleptospiren, sondern auch gegen zwei weitere Leptospirenarten. Die Impfung bietet nur weniger als ein Jahr ausreichenden Impfschutz, muss also mindestens einmal jährlich wiederholt werden. Die Infektion erfolgt durch urinkontamiertes Wasser über die Haut oder die Schleimhäute. Die Sterblichkeitsrate liegt bei 10 %.
Die Leptospirose beginnt mit Fressunlust, Erbrechen und Fieber. Im weiteren Verlauf treten Abgeschlagenheit, erschwerte Atmung, manchmal auch Gelbsucht, Blutungen und Gewebsdefekte der Maulschleimhaut, Muskelzittern oder blutiger Stuhl auf. Eine sich entwickelnde Nierenentzündung führt zu einer vermehrten Harnabgabe, als ernste Komplikation kann ein Nierenversagen auftreten.
Das Welpensterben ist eine durch das Canine Herpesvirus (CHV) verursachte Erkrankung mit Totgeburten und Verlusten in den ersten drei Lebenswochen. Das CHV ist auch am
Zwingerhusten beteiligt. Als Ursache für Welpensterben spielt es nur bei Hündinnen eine Rolle, die zuvor keinen Kontakt dem dem Virus hatten. Das CHV-bedingte Welpensterben ist heute sehr
selten.